Was bedeutet die Abschaffung für den Verbraucher?
Ab 1. April können Bauern so viel Milch produzieren, wie sie wollen. Was bedeutet das für die Verbraucher? Zwei Szenarien sind möglich: Der Milchpreis könnte sinken, weil mehr Milch produziert wird. Oder er steigt, weil sich der europäischen Landwirtschaft mit steigender Produktion auch zusätzliche Exportmöglichkeiten bieten würden.
30 Jahre lang legte die Milchquote EU-weit fest, wer wie viel Milch produzieren durfte. Die Norm wurde 1984 eingeführt, um die Überproduktion zu drosseln. Damals saß man auf den viel zitierten Butterbergen, schwamm in Milchseen und wollte diese abbauen. Zum 1. April 2015 fällt die Regel: Bauern können die Milchmenge beliebig steigern. Welche Auswirkungen hat das?
Szenario 1: Der Preis sinkt
Mit steigender Produktion könnte der Milchpreis fallen. Momentan liegt er unter 30 Cent pro Kilogramm Rohmilch – und damit auf einem niedrigen Niveau. Anfang 2014 war ein Liter noch 40 Cent wert. Rutscht der Preis nochmals ab, wird laut Bundesverband Deutscher Milchviehhalter der Druck auf Bauern weiter steigen. Viele könnten Zahlungsschwierigkeiten bekommen. Milchpreise unter 30 Cent gelten als existenzbedrohend.
Szenario 2: Der Preis steigt
Die Milchbauern könnten vom freien Wettbewerb profitieren. Chancen bieten etwa Exportmöglichkeiten nach Asien. Dort steigt die Nachfrage nach Milch seit Jahren. Abhängig von der Weltmarktlage könnte das auch den Milchpreis nach oben treiben. Über Nacht kann ein Bauer seine Milchmenge allerdings nicht verdoppeln. Will er seinen Stall vergrößern, muss er Auflagen beachten – etwa, dass er für die Ausbringung der anfallenden Gülle über genügend Fläche verfügt.
Biobauern weniger betroffen
Biobauern dürfte der Wegfall der Quote weniger betreffen. Der Preis für Biomilch ist konstanter und auch höher. Er liegt – etwa wegen der aufwendigeren Viehhaltung – derzeit bei 47 Cent pro Liter. Laut dem Verband Bioland zahlen Biomolkereien überwiegend einen unabhängigen Bio-Milchpreis.
Tipp: Günstige Milch freut den Verbraucher, doch Dumpingpreise schaden dem Markt. Sogenannte faire Milch soll Bauern stabile Einkommen sichern. Anbieter sind etwa die Upländer Bauernmolkerei, Berchtesgadener Land und die „Die Faire Milch“.
Quelle: Stiftung Warentest